Mannheim, 24. Juli 2015. (red/ms/sl) Die Stadt Mannheim beschäftigt derzeit 7.992 Mitarbeiter in der Kernverwaltung und den Eigenbetrieben, wie etwa dem Nationaltheater oder der Abfallwirtschaft. Die Personalkosten der Stadt machen etwa ein Viertel des gesamten Haushalts aus – und sie steigen weiter. Dafür wird die Stadt offenbar als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Um sich ein genaues Bild zu machen, hat die Stadtverwaltung erstmals einen sogenannten “Human Resources Report” erstellt, der den Personalbericht der Stadt ersetzt. Am vergangenen Dienstag wurde er im Hauptausschuss vorgestellt.
Von Minh Schredle und Sandra Ludwig
Der Haushalt der Stadt Mannheim umfasst ungefähr 1,1 Milliarden Euro – davon wird etwa ein Viertel für die Personalkosten der knapp 8.000 städtischen Angestellten aufgewendet. Tendenz steigend: 2013 lagen die Kosten bei 262,8 Millionen. 2014 waren es bereits 278,2 Millionen Euro. Als Gründe führt die Stadt Mannheim Personalzuwachs, Ausbau des Betreuungsangebots für Kinder und die neuen Tarifabschlüsse für TVöD/VKA von 2013 an.
Die Stadt hat den Anspruch, die “Stadtgesellschaft von Mannheim in der Führungsstruktur wiederzugeben” – dafür ist die Anzahl von Mitarbeitern mit ausländischer Staatsangehörigkeit aber zu niedrig. Und sie hat sich gegenüber 2003 nur um 0,8 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent verbessert. Zum Vergleich: der Bevölkerungsanteil von Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft liegt in Mannheim derzeit bei 23,6 Prozent. Knapp 30 Prozent der ausländischen Beschäftigten haben eine türkische Staatsbürgerschaft, 46,4 Prozent sind Bürger von EU-Ländern.
Inklusion geht zurück – Frauenqoute steigt
Auch die von der Stadt Mannheim vorrangetriebene Inklusion lahmt: die Zahl schwerbehinderter Mitarbeiter sank von 8,4 Prozent vor zehn Jahren auf 8 Prozent im Jahr 2014. Die Mehrzahl von ihnen arbeitet in der Abfallwirtschaft (16,9 Prozent) und der Stadtentwässerung (16 Prozent).
Auf dem Gebiet der Gleichstellung ist zu bemerken, dass die Anzahl von Frauen in hohen Führungspositionen (1. und 2. Führungsebene) gegenüber 2013 um drei auf 45 angewachsen ist. Diese machen knapp ein Drittel der Führungskräfte in beiden höheren Ebenen aus (1. Führungsebene: 30 Prozent, Führungsebene 2: 27,1 Prozent) – damit hat die Stadt ihr festgelegtes Ziel von 30 Prozent inzwischen beinahe erreicht. Im Bereich der mittleren Führungspositionen sind 50,3 Prozent der Mitarbeiter weiblich.
40 Prozent der Angestellten wohnen nicht in Mannheim
Um für junge Arbeitnehmer attraktiv zu sein, bietet die Stadt Mannheim die Möglichkeit von Teilzeitstellen. Betrachtet man die Arbeitnehmer in Teilzeit aufgeteilt nach Geschlechtern, fällt auf, dass 2.068 weibliche Angestellte der Stadt Mannheim keine volle Stelle besetzen. Das macht immerhin 83,6 Prozent der weiblichen Belegschaft aus.
Außerdem sinkt die Anzahl von Beschäftigten der Stadt Mannheim, die auch ihren Wohnsitz in der Stadt haben, seit 2004 zusehends. Derzeit haben gerade einmal 56,4 Prozent der städtischen Angestellten ihren Erstwohnsitz in Mannheim – das bereitet vielen Stadträten im Mannheimer Gemeinderat Bauchschmerzen.
Werden bald Stellen “eingespart”?
Der “Human Resources Report” der Stadt Mannheim ist dieses Jahr zum ersten Mal erschienen – Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bezeichnete ihn schon jetzt als “unverzichtbares Instrumentarium”. Am vergangenen Dienstag wurde der Bericht für das Jahr 2014 im Hauptausschuss vorgestellt. Die Resonanz über den Bericht als Werkzeug zur Entscheidungsfindung war durchgehend positiv. Allerdings zeigten sich viele besorgt über die Kostenentwicklung.
Dirk Grunert, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, sagte dazu:
Es kann nicht sein, dass einige Fraktionen andauernd neues Personal für die Stadtreinigung, die Schulpädagogik den Kommunalen Ordnungsdienst fordern, um sich im nächsten Atemzug über die steigenden Personalkosten zu beschwerden.
Langfristig werde die Stadt Mannheim nach Möglichkeiten suchen müssen, hier einzusparen.
“Human Resources” – ein angebrachter Ausdruck?
Professor Dr. Achim Weizel, Fraktionssprecher der Mannheimer Liste, bezeichnete den Bericht als “Eldorado für Zahlenfetischisten” und lobte die Qualität. Allerdings kritisierte er den Begriff “Human Resources Report”, diese Bezeichnung störe ihn massiv. Oberbürgermeister Dr. Kurz entgegnete, dass dieser Begriff auch von der Großzahl von Unternehmen verwendet werde und somit eine bessere und direktere Vergleichbarkeit ermögliche.
Auch wenn sich ein schlechter Standard weitläufig etabliert hat – es bleibt ein schlechter Standard. Insofern darf der Ausdruck “Human Resources Report” unserer Ansicht nach gerne zur Diskussion gestellt werden. Womöglich finden sich bessere Alternativen. Es ist aus Sicht der Redaktion fraglich, wie wohl sich Angestellte damit fühlen, wenn sie auf eine Ressource reduziert werden – da erscheint uns der Begriff “Personalbericht” deutlich sympathischer.
Beitragsbild: Stadt Mannheim.