Mannheim, 29. April 2016. (red/ms) Am kommenden Dienstag soll der Gemeinderat darüber abstimmt, ob die Stadt eine 100-prozentige Bürgschaft für eine Kreditaufnahme der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) übernimmt. Dabei würde es sich nach Angaben der Stadtverwaltung um eine Summe von 65 Millionen Euro handeln.
Nach Bekanntwerden von Missständen in der Sterilgutaufbereitung im Herbst 2014 ist das Vertrauen in die Universitätsmedizin Mannheim schwer beschädigt. Selbstverständlich hat das auch finanzielle Konsequenzen: Durch einen Rückgang der Patientenzahlen sank 2015 der Ertrag aus dem operativen Geschäft.
Gleichzeitig ist das Klinikum um einen Neuanfang bemüht – und will einen langfristigen Restrukturierungsprozess in die Wege leiten. So wurden bereits Millionenbeträge aufgewendet, eine neue “Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung” einzurichten, um die Kontrolle der Hygiene des Operationsbestecks zu verbessern.
Schwerer Stand
Für eine “notwendige Umstrukturierung” werden allerdings nach Einschätzung der Stadtverwaltung bis 2020 außerdem noch “Investitionen und investive Instandhaltungen von 40 Millionen Euro notwendig” sein, um die finanzielle Zukunft des Klinikums langfristig zu sichern. Ingesamt ergebe sich – mit den Einnahmeeinbußen aus dem operativen Geschäft – ein Bedarf von 65 Millionen Euro, der kurzfristig über Kredite gedeckt werden müsse.
Wie bereits vor einigen Wochen bekannt geworden ist, haben sich die Verhandlungen mit Banken als schwierig gezeigt – was offenbar auch damit zusammenhing, dass die Stadt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit erklärt hatte, eine 100-prozentige Bürgschaft für die Kreditvergabe auf sich zu nehmen. Am kommenden Dienstag könnte sich das ändern – die Entscheidung trifft der Gemeinderat.
Anscheinend gibt es einen großen Zeitdruck, eine Entscheidung zu finden – normalerweise sind bei Gemeinderatsbeschlüssen mit solcher Tragweite Vorberatungen in Ausschüssen üblich. Die hat es diesmal – zumindest öffentlich – nicht gegeben.
Fraglich ist aber, welche Alternativen dem Gremium verbleiben, als der Bürgschaft zuzustimmen. Sollte dem Klinikum kein Kredit gewährt werden, wäre gegenwärtig fraglich, wie es um die Zukunft des Betriebs bestellt wäre.
Mit etwa 4.800 Arbeits- und ungefähr 700 Ausbildungsplätzen gehört die UMM zu den größten Arbeitgebern der Region. Daneben lernen in der medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg jedes Jahr rund 1.400 Studenten. Jährlich werden im Schnitt etwa 55.000 Patienten stationär und teilstationär im Klinikum behandelt, sowie rund 220.000 Personen ambulant.